Endlich Stille! Denken wir, wenn wir die Tür hinter uns schließen und den
Alltagstrubel draußen lassen können. Gemeint ist das In Ruhe gelassen werden. Aber echte Stille? Wann erlebt man das schon mal?
Vor einiger Zeit war ich für einen Lehrgang im Bayerischen Wald. Nachdem ich abends
auf meinem Zimmer angekommen war, beschloss ich, nochmal kurz auf die Terrasse zu gehen und den Vollmond zu genießen. Schon beim Türöffnen fiel mir etwas auf: Die Stille. Sie war so laut, dass
sie mir auf die Ohren drückte. Ich wartete einen Augenblick, bis sich meine aufgeregten Ohren daran gewöhnt hatten, dass ausnahmsweise mal nichts zu hören war. Dann beschloss ich, trotz kalter
Temperaturen (es ging stramm auf minus 20 Grad zu) noch kurz in den Wald zu gehen, um die Stille noch mehr wahrzunehmen.
Der Weg in den Wald war laut, weil meine Schritte im Schnee im Gegensatz zur
umgebenden Stille ziemlichen Lärm machten. Zumindest kam es mir so vor. Also hielt ich an, sobald ich im Wald angekommen war. Es war zauberhaft: Der Mond fast voll, klarer Himmel, funkelnde
Sterne, glitzernder Schnee und der tief verschneite Wald. Ich stand sehr lange da (die Kälte hatte ich längst vergessen) und genoss den Anblick, aber vor allem die Tatsache, dass nichts, aber
auch gar nichts zu hören war – kein Flugzeug, kein Mensch, kein elektrisches Gerät, kein Auto, nicht mal ein Tier.
Um so lauter war es nach meiner Rückkehr ins Zimmer: Die Heizung blubberte, der
Fernseher piepte, der Radiowecker summte, irgendwo war jemand am duschen.
Soviel zur Stille, mit der wir täglich umgeben sind: Irgendwo ist immer ein
Geräusch zu hören. Umso wichtiger ist es, finde ich, hier und da mal echte Stille zu suchen. Denn es tut wirklich gut, die permanente akustische Reizüberflutung wenigstens kurz zu stoppen und das
Gehör zu entspannen.