Ominöses auf der Pferdeweide - Gamander-Ehrenpreis, Wiesenschaumkraut und Klettenlabkraut

Bitte beachte die Hinweise am Ende des Textes!

Gamander-Ehrenpreis

Der Gamander-Ehrenpreis (Veronica chamaedrys) gehört zu den Wegerichgewächsen (Plantaginaceae) und ist eine typische Pflanze der nährstoffreichen Wiesen. Er blüht ab Mitte April bis in den Juni. Er fällt oft schon von weitem auf durch seine vielen kleinen tiefblauen Blüten, die scheinbar kissenartig zusammen stehen. Bei genauerem Hinsehen erkennt man, dass die vier Blütenblätter zart gestreift sind. Ebenso auffällig und ein typisches Merkmal der Gattung Ehrenpreis sind die zwei Staubblätter, die deutlich hervorstehen. Die Laubblätter sitzen paarweise am Stängel und sind länglich-eiförmig und stumpf-gekerbt. Der Gamander-Ehrenpreis mag es sonnig, aber der Boden darf dabei leicht feucht bleiben. Zu viel Schatten und Trockenheit behagen ihm nicht.

 

Seinen Namen hat der Ehrenpreis bekommen, weil eine andere der Ehrenpreisarten, der Echte Ehrenpreis (Veronica officinalis) im Mittelalter als wertvolle Heilpflanze galt. Der Inhaltsstoff Aucubin, den auch der Gamander-Ehrenpreis besitzt, gehört zu den Iridoglykosiden und wirkt entzündungshemmend. Allerdings ist der Aucubingehalt im Gamander-Ehrenpreis geringer als in seinem berühmten Verwandten.

 

Iridoglykoside gelten als schwach giftig, wie das so oft bei Wirkstoffen ist, die gleichzeitig auch heilende Wirkung haben. Wie sonst auch macht die Dosis das Gift. Kleine Mengen schaden den Pferden unter normalen Umständen vermutlich nicht. Zudem habe ich bisher noch nicht beobachten können, dass ein Pferd ihn übermäßig gefressen hätte. Dazu wächst er bevorzugt am Rand von Koppeln hinter dem Zaun, da er nicht besonders trittfest ist und auch häufigeres Mähen nicht sonderlich gut verträgt. Wenn ihr die kleinen blauen Blüten findet, habt ein Auge darauf, wie eure Pferde sich verhalten, aber im Großen und Ganzen sollte es mit dem kleinen Blaumann wenig Probleme geben.

Wiesen-Schaumkraut

Das Wiesen-Schaumkraut (Cardamine pratensis) gehört zu den Kreuzblütlern (Brassicaceae) und ist ein typischer Bewohner nährstoffreicher Feuchtwiesen. Es mag also feuchte bis nasse Füße und und volle Sonne bis Halbschatten. Im April und Mai kann man es schon von weitem entdecken, wenn es in mAssen auftritt und einen weißen Schleier über die Wiesen legt ("Wiesen-Schaumkraut-Aspekt"). Als Kreuzblütler hat das Wiesen-Schaumkraut vier Blütenblätter. Sie haben eine weißliche bis zartrosa Farbe, die Staubblätter leuchten gelb. Die Laubblätter sind am oberen Stängel schmal-fiederteilig.

 

Den Name Schaumkraut hat das Wiesen-Schaumkraut von der Wiesenschaumzikade erhalten. Sie legt ihre Eier am Stängel des Schaumkrauts ab. Die schlüpfenden Larven schützen sich mit einem schaumigen Sekret, das wie Spucke aussieht. Es wird auch oft als "Kuckucksspucke" bezeichnet.

 

Das Wiesen-Schaumkraut gilt als giftig, im Heu (nicht in der Silage) soll es durch Abbauprozesse der Wirkstoffe seine Giftigkeit einbüßen. Die enthaltenen Senfölglykoside wirken in größeren Mengen giftig. Einige Kreuzblütler-Verwandte des Schaumkrauts sind ebenfalls giftig, wie etwa die Graukresse (Berteroa incana) und der Raps (Brassica napus). Pferde machen meist einen Bogen um das Schaumkraut, da der scharf-pfeffrige Geschmack ihnen anscheinend nicht behagt. Aber trotzdem: Wer sich wegen des Krautes Sorgen macht, sollte die betroffenen Teile daher vorsorglich absperren, vor allem wenn es in Massen auftritt.

Klettenlabkraut

Auch das Klettenlabkraut (Galium aparine) findet man häufig in der Umgebung von Pferdeställen und -weiden. Es ist ein echter Stickstoffzeiger - wie die Brennnessel - und wächst zuweilen auch im Bereich von Mistmieten und Güllefässern. Aber eben auch gerne an halbschattigen Weidenrändern mit nährstoffreichen, leicht feuchten Böden. Es gehört zu den Rötegewächsen (Rubiaceae) und ist eng mit dem Waldmeister (Galium odoratum) verwandt. Das kann man an seinem Habitus gut erkennen: Wie der Waldmeister hat das Klettenlabkraut seine länglichen Laubblätter etagenartig in Quirlen um den quadratischen Stängel herum angeordnet. Die Blüten sind ebenfalls weiß, haben vier Kronblätter und sind winzig klein. Man muss gelegentlich zweimal hinschauen, um die Blüten zu entdecken.

 

Das Klettenlabkraut hat seinen Namen von den vielen kleinen Härchen, die sich an Stängeln, Blättern und den kleinen, kugeligen Früchten befinden und dafür sorgen, dass es gleich büschelweise effektiv an allem kleben bleibt, sei es Fell oder Kleidung oder Schnürsenkel. Auch an der Stoßstange eines Autos habe ich schon eine ordentliche Handvoll Klettenlabkraut hängen sehen - die perfekte Verbreitungsstrategie. Zudem sind die Haare eine prima Kletterhilfe, so dass das Klettenlabkraut an idealen Standorten gerne auch mal andere Pflanzen überwuchert. Das macht es für manchen zu einem lästigen Ackerunkraut.

 

Klettenlabkraut ist eine alte Heilpflanze und kann auch als Wildgemüse gegessen werden. Die Haare stören nicht mehr, wenn man es blanchiert, püriert oder in Teig einbackt. Für Schwangere ist es allerdings nicht geeignet. Seine Heilwirkung beruht auf seiner stoffwechselanregenden, entzündungshemmenden, harntreibenden Wirkung. Zudem enthält es viel Kieselsäure. Pferde fressen es am ehesten angewelkt, weil dann die Haare nicht so nerven. Es ist in normaler Menge nicht giftig und wird sogar bei Ekzemen, Rehe und Stoffwechselkrankheiten empfohlen. Das bedeutet allerdings nicht, dass ihr jetzt Unmengen des Krautes an eure Pferde verfüttern sollt. Wie immer gilt auch hier das gute Augenmaß, in Absprache mit dem Tierarzt. Dann kann es durchaus gute Dienste leisten.

 

Wichtig! Bitte beachten!

Die hier vorgestellten Pflanzen sind zum Teil Giftpflanzen. Neben klassischen Giftpflanzen, die schon in kleinen Mengen schwere Vergiftungen hervorrufen und die jeder Pferdebesitzer kennen sollte, gibt es auch Pflanzen, deren Wirkstoffe erst in größeren Mengen Vergiftungssymptome bewirken können. Die Wirkung giftiger Pflanzen hängt allgemein von verschiedenen Faktoren wie der individuellen Empfindlichkeit des Pferdes, der Tages- und Jahreszeit der Aufnahme (schwankende Wirkstoffkonzentration), den gefressenen Pflanzenteilen, der möglichen Besiedlung der Pflanze mit Pilzen, der Dauer der Aufnahme und natürlich der aufgenommenen Menge im Verhältnis zum Körpergewicht ab. Manche Pflanzen können auch bei bloßem Hautkontakt Schädigungen bewirken. Auch hier kann die individuelle Empfindlichkeit des Pferdes (zum Beispiel helle Haut) eine Rolle spielen. Manche Pferde reagieren allergisch auf Pflanzen, die nicht als typische Giftpflanzen bekannt sind (zum Beispiel Korbblütler).

 

Jeder Pferdebesitzer sollte sich daher mit den Pflanzen in der Umgebung seines Pferdes befassen und wissen, welche Vorlieben das Pferd hat und ob es auf bestimmte Pflanzen eventuell empfindlich oder sogar allergisch reagiert. Ein Beobachten des Verhaltens im Paddock und auf der Weide gibt Aufschluss. Bei Verdacht einer Vergiftung sollte sofort der Tierarzt benachrichtigt und die fragliche Pflanze, notfalls als Foto, aber besser im Original, vorgezeigt werden.

 

Ich selbst bin weder Tierärztin noch Tierheilpraktikerin noch Toxikologin. Die hier beschriebenen Wirkungen der vorgestellten Pflanzen haben lediglich informativen Charakter und beruhen auf dem Wissen aus meiner akademischen Ausbildung als Botanikerin, auf der gängigen Fachliteratur sowie auf eigenen Erfahrungen. Alle Angaben wurden nach bestem Wissen und Gewissen gemacht. Ich übernehme keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben. Es wird ebenso keine Haftung für eventuelle Schäden und die unsachgemäße Verwendung von Pflanzen und deren Zubereitungen übernommen.

Wichtig! Bitte beachten!

 

Ich bin weder Ärztin noch Heilpraktikerin noch Apothekerin. Die in einigen Artikeln beschriebenen Wirkungen von Pflanzen haben lediglich informativen Charakter und beruhen auf dem Wissen aus meiner akademischen Ausbildung als Botanikerin sowie auf eigenen Erfahrungen. Alle Angaben wurden nach bestem Wissen und Gewissen gemacht. Ich übernehme keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben. Es wird ebenso keine Haftung für eventuelle Schäden durch die unsachgemäße Verwendung von Pflanzen und deren Zubereitungen übernommen.

 

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