Auch eine Pflanze, die viele wohl nur dem Namen nach kennen: Der Baldrian (Valeriana officinalis) wächst recht häufig an Gräben, Bächen und Seen, aber auch
in Feuchtwiesen. Er sieht auf den ersten Blick verschiedenen weißblühenden Doldenblütlern (Apiaceae) wie dem Wilden Kerbel (Anthriscus sylvestris) oder
dem Giersch (Aegopodium podagraria) ähnlich, allerdings wirklich nur auf den ersten Blick. Denn zum einen ist sein Blütenstand keine Dolde (Dolden sind schirmartige Blütenstände), sondern eine
Schirmrispe, zum anderen kann man bei ihm gut eine Rosafärbung der Blüten erkennen. Dementsprechend gehört er auch zu den Geißblattgewächsen (Caprifoliaceae) und da, zusammen mit dem Feldsalat
(Valerianella locusta) zur Unterfamilie der Baldriangewächse (Valerianoideae). Seine Blätter haben eine charakteristische Fiederteilung, die einzelnen Fiederblättchen sind lang, schmal und
spitz zulaufend ("lanzettlich") und haben Zacken an den Rändern. Die Blütezeit liegt zwischen Juni und Juli.
Der Baldrian ist bekannt als entspannendes, einschlafförderndes und nervenberuhigendes Mittel. Die Bezeichnung "officinalis" weist ihn als volksmedizinisch
anerkannte Heilpflanze aus, die eine lange Tradition als Entspannungsmittel hat. Verwendet wird die Wurzel, die unter anderem ein ätherisches Öl enthält, das auch für den typischen Geruch
verantwortlich ist. Der Geruch schwankt irgendwo zwischen nassem Hund und zu oft getragenen Socken. Die Blüten duften, nebenbei gesagt, eigentlich ganz angenehm.
Hinweis
Man kann Baldrianwurzel als Tee zu sich nehmen. Besser und wirkungsvoller sind allerdings Baldrianpräparate aus Drogerie oder Apotheke. Er sollte nicht vor
einer Autofahrt oder Arbeiten, die eine schnelle Reaktionsfähigkeit erfordern, eingenommen werden, da diese anschließend vorübergehend eingeschränkt sein kann. Und: Auch wenn die Gefahr
einer Abhängigkeit bisher nicht einwandfrei nachgewiesen werden konnte, sollte Baldrian, wie alle Heilpflanzen, nicht dauerhaft und in großen Mengen genommen werden. Vor der Selbstmedikation
von akuten oder längerfristigen gesundheitlichen Problemen sollte zudem immer ein Besuch beim Arzt oder Heilpraktiker stehen.
Wie alles, was mit Entspannung und Schlafen zu tun hat, gehört der Baldrian traditionellerweise zum Mond. Da er auch auf die Nerven wirkt, kann man ihn dazu auch als
Merkurpflanze bezeichnen. Ob der Name Baldrian jetzt dem nordischen Gott Baldur (dem "Lichtbringer") nachempfunden ist, sei dahingestellt. Er hat aber noch einige andere Namen,
wobei "Stinkwurz" meiner Meinung nach die Sache recht treffend umschreibt. Mein persönlicher Lieblingsname ist aber nach wie vor "Baldri-Schnarch" ;-)
Da ich ihn gerne mag und er mir schon so manche ruhige Nacht beschert hat, hat er natürlich auch einen festen Platz im Garten. Es begann mit einer Pflanze,
inzwischen hat er sich auf geschätzte dreißig Exemplare vervielfältigt und taucht dazu ungefragt in allen möglichen Blumentöpfen auf. Wie auch immer, die Insekten freut's. Neben Bienen und
Hummeln surren und krabbeln Schwebfliegen und allerlei mir bis dato unbekanntes Getier auf ihm herum. Zudem ist er anscheinend immun (!) gegen die kleinen, schleimigen Nimmersatte. Und: Er ist
ein absoluter Katzen-Magnet. Es gibt allerlei Theorien, warum die kleinen Gartentiger dermaßen ausflippen, wenn sie auf Baldrian treffen, aber Tatsache ist: Es muss was ganz
Tolles sein.