Diese Pflanze findet man aktuell quasi "an jeder Wiesenblume": Die Echte Nelkenwurz (Geum urbanum) ist ein Kulturfolger und fühlt sich überall da wohl, wo auch Menschen sind. Sie
kommt gut mit hohen Nährstoffgehalten zurecht, insbesondere mit Stickstoff, was ganz praktisch ist, wenn man mit uns Menschen auskommen will. Schließlich haben wir anscheinend den finsteren
Wunsch, alles mit Stickstoff zuzudröhnen.
Die Nelkenwurz bevorzugt leicht schattige und feuchte Bereiche in Gärten und Parks, in Gebüschen, an Waldrändern und im Wald. Ihre Blütezeit liegt zwischen Mai
und Oktober. Sie verbreitet sich, indem ihre mit kleinen Widerhäkchen versehenen Früchte an Tierfell oder Kleidung hängen bleiben. Außerdem lassen sich die Früchtchen auch gerne
mal in Schuhsohlen und Profilen von Autoreifen als blinde Passagiere weiterverbreiten. Daher wächst sie häufig direkt an Pfaden und
Wegen.
Die Echte Nelkenwurz gehört zu den Rosengewächsen. Die Blätter sind drei- bis fünffach unpaarig gefiedert (das bedeutet, dass zusätzlich zu den Fiederpaaren an der
Spitze ein einzelnes Fiederblatt, die sogenannte Endfieder, steht). Die einzelnen, eiförmigen Fiederblättchen haben einen unregelmäßig gesägten Rand. Dazu hat sie, wie es sich für
ein Rosengewächs gehört, ein Paar Nebenblätter, die sitzen am Übergang von Stängel zu Blattstiel. Die kleinen, gelben Blüten besitzen fünf Kronblätter. Die
Früchte sind viele kleine Nüsschen, die kugelförmig zusammen stehen und bei Reife nach und nach abfallen. Die hervorstehenden Häkchen sind die Überreste der Griffel.
Die Nelkenwurz ist eine alte Heilpflanze. Ihre Hauptwirkstoffe sind Gerbstoffe und im ätherischen Öl das Eugenol. Verwendet wird sie ähnlich wie die Bachnelkenwurz, nur dass sie höhere Wirkstoffgehalte hat. Zudem war die Echte Nelkenwurz früher wegen ihres
Nelkenduftes eine wichtige Pflanze zur Dämonenabwehr. Dazu wurde die Wurzel entweder zu Pulver gemahlen oder als Amulett getragen oder im Haus aufgehängt. Die pulverisierte Wurzel wurde
geräuchert, ausgestreut oder gemeinsam mit anderen magischen Pflanzen als schützendes "Malefiz"pulver zusammen gemixt (malefiz von lat. maleficius = böse).
Frau Nelkenwurz hat sich natürlich prompt auch hier im Garten ausgesät. Kein Problem, ich lasse ihr gerne Platz, zumal sie eher die schattigen,
blütentechnisch etwas unterrepräsentierten Stellen besiedelt. Sie ist zudem nicht so ein Platzhirsch wie verschiedene andere Wildpflanzen. Wenn du also ein kleines Fleckchen im Garten für
sie übrig hast, wird sie es dir bestimmt danken. Zumindest, indem sie Dämonen von deiner Gartenschwelle fern hält ;-)