Eine Pflanze aus der Rubrik "Löwenzahn oder was?" Der gelbblühende Huflattich (Tussilago farfara) sieht auf den ersten Blick tatsächlich so aus. Allerdings
hat er außen Zungen- und innen Röhrenblüten in seinem Blütenstand (im Foto oben gut zu erkennen), ähnlich der Greiskräuter (Senecio), während der Löwenzahn (Taraxacum
officinale) nur Zungenblüten besitzt. Abgesehen vom Blütenstand hat der Huflattich aber auch sonst ein anderes Aussehen als der Löwenzahn, zum Beispiel sein Blütenstängel. Er ist mit
schmalen Schuppenblättern besetzt, was ihm ein etwas "reptilienartiges" Aussehen gibt. Die Laubblätter tauchen erst nach der Blütezeit im Mai auf, denn er blüht schon früh im Jahr, nämlich ab Mitte/Ende Februar bis in den April hinein. Die Blätter haben eine hufartige
Form, sind etwa handtellergroß und unterseits weißlich und weich behaart, was ihnen den netten Beinamen "Klopapier" eingebracht hat. Huflattich und Löwenzahn stammen beide trotz ihrer
Unterschiede aus derselben, allerdings sehr variablen Familie, den Korbblütlern (Asteraceae). Und: Wie sich das für
viele der Korbblütler gehört, wird der Huflattich nach dem Abblühen zu einer Pusteblume :-)
Der Huflattich wächst gerne auf Rohböden, also auf lückigen Brachen, Unkrautfluren, an Straßenrändern, auf Baustellen, aber auch auf offenen Bereichen an Flüssen
oder an lehmigen Steilabbrüchen, zum Beispiel an der Ostsee. Er mag basenreiche, lehmige, feuchte bis nasse Standorte, kommt aber auch mit temporärer Trockenheit gut zurecht. Er ist damit ein
Zeiger wechselnder Feuchtigkeit im Boden. Als Pionierpflanze auf offenen Böden braucht er viel Sonne. Da er sich gegen die Besiedlung nachfolgender Pflanzen nicht lange behaupten kann, wird
er schnell mal überwuchert. Der Huflattich gehört durch seine frühe Blütezeit zu den ersten Bienenpflanzen im Jahr.
Aufgrund seiner Inhaltsstoffe galt der Huflattich sehr lange als anerkannte Heilpflanze für die oberen Atemwege. Er enthält unter anderem Schleim-, Bitter- und
Gerbstoffe, erleichtert das Abhusten und ist ein prima Hilfsmittel bei Reizhusten und Heiserkeit. Schon seit der Antike wurden seine Blätter bei Husten und Atembeschwerden geraucht. Allerdings
wurden vor einiger Zeit (mal wieder) die berüchtigten Pyrrolizidin-Alkaloide bei ihm entdeckt, wodurch er nahezu komplett aus der Nutzung genommen wurde. Nur Blätter mit überprüft
niedrigem PA-Wert dürfen aktuell verwendet werden. Daher ist er fast vollkommen aus der Heilkräutermedizin verschwunden.
Der Huflattich hat mit seiner leuchtend gelben Farbe einen direkten Bezug zur Sonne und ist quasi einer der ersten pflanzlichen "Lichtblicke" im
Spätwinter, nicht nur für die Hummeln. Die schleimigen Inhaltsstoffe, die auf die oberen Atemwege wirken, stellen einen Bezug zu Merkur her.
Im Garten mag er als echte Wildpflanze ein sonniges, kalkig-lehmiges Plätzchen mit offener
Vegetationsdecke und genug Feuchtigkeit im Boden.
Der Huflattich im Habitus, direkt an einer Umgehungsstraße. Hier gibt es alles: Viel Licht und Wärme, wechselfeuchte Böden, oft mit Kalk (der Schotter, der beim Straßenbau verwendet wird, ist
meist kalkhaltig) und kaum Konkurrenz. Unten links sieht man die ersten Blättchen, die aber noch viel größer werden. Auch gut zu erkennen: Der charakteristische Stängel sowie die Zungenblüten
(außen) und die Röhrenblüten (innen) im Blütenstand.