Diese Pflanze hat garantiert jeder schon mal gesehen: Das Wald-Geißblatt (Lonicera periclymenum, Familie Geißblattgewächse/Caprifoliaceae)
wächst in Hecken und am Waldrand. Es fällt genau zweimal im Jahr auf: Zuerst im zeitigen Frühjahr, wenn es mit als erstes Blätter bekommt (oft schon im März). Später dann zur Zeit der Blüte von
Juni bis August. Die gelblichen Blüten des Wald-Geißblatts sind von ihrer Form her typisch für eine Nachtfalterpflanze.
Sie sind auffällig groß und bestehen aus einer langen Röhre, die sich vorne ausladend öffnet. Die Staubblätter stehen weit aus der Blüte heraus. Die Knospen sind oftmals rötlich überlaufen. Noch
auffälliger ist aber sein Duft. In den Abendstunden beduftet das Wald-Geißblatt seine Umgebung, um Nachtfalter anzuziehen (was wiederum die Fledermäuse freut :-). Aber auch tagsüber wird es von
allerlei Insekten besucht. Sie müssen allerdings einen langen Rüssel mitbringen, um an den Nektar zu gelangen. Sonst kommen sie nur in den Genuss der Pollen.
Die nächste spannende Eigenart ist der Wuchs: Das Wald-Geißblatt ist eine Liane, also eine windende Kletterpflanze (die gibt es nicht nur im Dschungel). Das
bedeutet, sie schraubt sich (in diesem Falle von oben gesehen rechtswindend oder "hopfisch") um Bäume, Sträucher und
andere geeignete Stützen nach oben und überwuchert ihr "Gerüst". Sie ist zwar verholzend, aber sich dran hängen und wie Tarzan durch die Lüfte schweben würde ich jetzt mal nicht empfehlen
;-) Die auffällig leuchtend roten Beeren erscheinen ab August und sind giftig.
Das Wald-Geißblatt kommt in Wäldern mit eher sauren Böden vor (Birken-Eichenwälder) und in Hecken und Gebüschen, vor allem in Nordwest-Deutschland.
Nach Süden und Osten wird es zunehmend seltener. Begleiter sind oft Hasel, Schlehe, Weißdorn und Brombeere sowie Eiche und
Eberesche. Hier in Holstein findet man es oft in Knicks. Bei uns in der Feldmark ist alles voll, zumal da der Boden feucht ist, was das Wald-Geißblatt gerne mag. Wer es in seiner Nähe hat, sollte
mal bei sommerlichem Wetter abends ab etwa acht Uhr seine Nähe suchen, um in den Genuss des intensiven Duftes zu kommen. Aromatherapie ;-)
Zu Heilzwecken wurde früher die Rinde verwendet, zum Beispiel bei Husten und Heiserkeit. Heute ist eher die Blüte interessant: Sie findet sich in den Bachblüten mit
dem schönen Namen "Honeysuckle" (Nr. 16, Thema: Loslassen). Allerdings nutzte Bach das Gartengeißblatt (Lonicera
caprifolium). Es hat kleinere Blüten und auch einen intensiven Duft. Das Gartengeißblatt oder Wohlriechende Geißblatt kann man sich auch in den eigenen Garten holen. Wenn es blüht, kann man
es oft schon an Duft und Summgeräusch der diversen Insekten orten, die es besuchen. Allerdings braucht auch das Gartengeißblatt einen regelmäßigen Erziehungsschnitt, sonst wird alles fleißig
überwuchert.