Garten mit Gebüsch, Nistkästen, Vogelhaus und Vogelbad: Volles Haus garantiert :-)
Jeden Morgen schlurfe ich mit meiner Kaffeetasse nach draußen in den Garten. Was ich da mache? Nix :-) außer nach dem Wetter zu schauen und die Vögel im Garten zu
beobachten (und natürlich Kaffee zu trinken).
Da ich das seit Jahren nahezu ausnahmslos jeden Morgen mache, ist mir der deutliche Einbruch in der Artenvielfalt in den letzten
Jahren natürlich auch aufgefallen, vor allem bei der Winterfütterung. Waren vor acht bis zehn Jahren noch über zwanzig verschiedene Vogelarten über den Winter verteilt zu beobachten, sind es
jetzt nur noch knapp zehn Arten. Auch die Anzahl der Individuen hat sich deutlich verringert, und zwar quer durch alle Arten, die ich hier noch beobachten kann. Auffällig ist auch, dass die Vogeleltern im Frühjahr heutzutage länger nach Futter für den Nachwuchs suchen müssen als noch vor ein paar Jahren. Waren sie früher nach wenigen
Minuten wieder da, dauert es jetzt oft bis zu einer Viertelstunde und länger. Die Gründe dafür mögen vielfältig sein, der Verlust des natürlichen Lebensraumes und des Nahrungsangebotes ist
sicherlich einer der wichtigsten.
Da sich zudem das kalte Wetter immer häufiger bis in den April ausdehnt, erschien es mir logisch, das Futterangebot aus dem Winter entsprechend zu verlängern. Damit
komme ich voll in die Brutzeit hinein, in der die Vögel das Futter ebenfalls gerne in Anspruch nehmen. Ich habe übrigens nicht beobachten können, dass Altvögel Futter aus dem Vogelhaus an ihre
Nachkommen verfüttern, sondern dass sie es vielmehr für sich selbst nutzen, und zwar nachdem sie ihre Beute an die Küken abgeliefert haben. Dann landen sie kurz im Futterhaus, genehmigen sich
einen oder zwei Happen und starten wieder durch, auf der Suche nach dem nächsten Leckerbissen für die Kleinen. Das Futterangebot scheint den Altvögeln also vor allem dabei zu helfen, nicht auch
noch für sich selbst Futter suchen zu müssen.
Um alle Eventualitäten zu vermeiden, wechsle ich zu Wildvogelaufzuchtfutter, sobald
gebrütet wird. Aber auch das wird nicht verfüttert, sondern selbst gefressen. Das Einzige was ich letztes Jahr beobachten konnte, war ein Amselpärchen, das seinem bereits flüggen, fast
erwachsenen Küken hier und da einen Mehlwurm zugesteckt hat. Das Küken hat sich kurz darauf selbst an den Mehlwürmern bedient, ebenso wie ein junges Rotkehlchen.
Im Lauf des Spätsommers, so etwa ab Mitte August, wenn auch die letzten Nesthäkchen selbständig sind, sinkt die Nachfrage nach Futter praktisch gegen Null, so dass
kaum noch Betrieb am Vogelhaus herrscht. Erst mit den ersten kalten Tagen im November steigt sie wieder an. Wenn ich also das nachgefragte Futter zugrunde lege, kommt dabei eine
Dreivierteljahresfütterung heraus.
Die Meinungen gehen stark auseinander, inwieweit Vogelfütterung überhaupt sinnvoll ist oder nicht. Für einen wirkungsvollen Artenschutz ist es sicherlich
wichtiger, eine naturnahe Ecke im Garten anzulegen, mit vielen heimischen Wildpflanzen und vor allem Heckenstrukturen aus möglichst heimischen Gehölzen. Mit
dem Füttern allein kann man bedrohte Arten sicher nicht retten. Aber: Selbst die "Allerweltsarten" haben anscheinend Probleme bei der Futtersuche. Und wenn man ihnen ein wenig unter die Flügel
greifen kann, sehe ich darin nicht Schlimmes. Abgesehen davon habe ich durch die tägliche Beobachtung so viel über Vögel gelernt wie in meinem ganzen Studium nicht.