Die Echte Schlüsselblume auf einer Wiese am Kap Arkona.
Schlüsselblumen sind die schönsten Frühlingsbotinnen überhaupt. Ich freue mich jedes Jahr wieder,
wenn sie mir im Wald oder auf der Wiese schon von weitem entgegen leuchten. Eine von ihnen ist die Echte
Schlüsselblume (Primula veris). Sie wächst gerne auf sonnigen und trockenen
Wiesen und mag einen kalkigen Boden. Ihre Blüten sind kleiner als die der Hohen Schlüsselblume (Primula elatior), goldgelb und haben je einen kleinen orangen Punkt auf den Kronblättern. Sie duften angenehm süßlich und stehen in Blütenständen von fünf oder
mehr Blüten zusammen. Die Blütezeit reicht von April bis Juni. Ihre Blätter stehen in einer grundständigen Rosette zusammen und haben eine
länglich-ovale Form, sind fein behaart, oberseits runzlig und am Rand gezähnt.
Es gibt noch zwei weitere Primelarten in Deuschland, die als Schlüsselblumen bezeichnet werden: Die Hohe Schlüsselblume und die
Stängellose Schlüsselblume (Primula vulgaris). Die Hohe Schlüsselblume habe ich hier schon beschrieben. Sie bevorzugt feuchte Bereiche mit lehmigem, basenreichem Boden in Auenwälden, Feuchtwiesen, am
Bachufer und in waldigen Quellbereichen und kann aufgrund ihrer Standortwahl schon leicht von der Echten Schlüsselblume unterschieden werden. Die Blütezeit reicht vom März bis in den Mai. Ihre
kleinen, hellgelben Blüten stehen zu dritt bis acht (oder mehr) an einem Blütenstand und haben fünf Kron- und fünf Kelchblätter, die Kronblätter sind am Schlund goldgelb.
Die Stängellose Schlüsselblume hat die größten Blüten aller drei Arten, aber den kürzesten Stängel. Ihre schwefelgelben Büten haben am Schlund auf jedem der
Kronblätter einen orangen, rautenförmigen Fleck. Eine Pflanze hat bis zu 20 oder mehr Einzelblüten. Ihre Blätter sind länglicher als die der beiden anderen Arten, unterseits fein behaart und am
Rand gezähnt. Sie wächst im Halbschatten auf Wiesen, unter Gebüschen, in Wäldern und an Bachufern auf kalkarmem Boden und ist in
Deutschland eher selten. Die Blütezeit reicht von März bis April. Alle drei Schlüsselblumenarten gehören zu den
Primelgewächsen (Primulaceae). Sie sind alle geschützt und dürfen
daher nicht gesammelt werden, auch wenn sie noch so schön aussehen.
Die Echte und die Hohe Schlüsselblume sind altbewährte Heilpflanzen, besonders als Schleimlöser für die Atemwege. Ihre Blüten und vor allem der Wurzelstock helfen bei festsitzendem Husten,
bei verstopften und entzündeten Nasennebenhöhlen und bei Kopfschmerzen. Auf der seelischen Ebene ist die Schlüsselblumen ein Lichtbringer für die Seele nach dem Winter, genauso wie sie schon für
Kelten und Germanen eine Sonnenpflanze war, die den Frühling verkündete. Die Germanen sahen sie als Pflanze der Freyja, die oft mit einem Schlüssel dargestellt wird und im Frühling auch das Licht
zu den Menschen bringt. Astrologisch werden Schlüsselblumen der Sonne und der Venus zugeordnet.
Die Echte und die Hohe Schlüsselblume sind aufgrund ihres langen Kelchs Nektarpflanzen für Falter und langrüsselige Hummeln, obwohl auch Flieger mit kürzeren Rüsseln
einfach mal die Abkürzung nehmen und ein Loch in den Kelch knabbern. Die Stängellose Schlüsselblume wird neben Faltern und Hummeln auch von verschiedenen Käferarten besucht. Ihre Samen besitzen
ein Elaiosom und verbreiten sich wie beim Schöllkraut per "Ameisenpost", während Echte und Hohe Schlüsselblume ihre Samen per Wind verbreiten bzw. einfach ausstreuen. Alle drei
Schlüsselblumenarten sind unkomplizierte und lohnende Gartenpflanzen.