Den Waldmeister (Galium odoratum) kennen eigentlich alle, aber eigentlich auch wieder nicht. In meinen Pflanzenkursen sind die Leute oft erstaunt, wenn sie
dem Waldmeister gegenüberstehen. Die zarte und unauffällige Pflanze wird zudem oft übersehen. Dabei ist jetzt zu Pfingsten Waldmeisterzeit.
Der Waldmeister gehört zu den Rötegewächsen (Rubiaceae). In die Gattung der Labkräuter (Galium) gehören auch das Echte Labkraut (Galium
verum), das Klettenlabkraut (Galium aparine) - das kennen vor allem Gärtner und Hundebesitzer, wegen der kleinen Kletten - und das Wiesen-Labkraut (Galium mollugo). Alle
heimischen Labkräuter haben - soweit mir bekannt - einen vierkantigen Stängel, winzig kleine, gelbe oder weiße Blüten mit vier Blütenblättern und längliche, mehr oder weniger behaarte
Laubblätter, die in einem Scheinquirl angeordnet sind.
Findet er gute Bedingungen vor, kann der Waldmeister auch flächendeckend vorkommen. Das ist oft in Buchenmischwäldern mit lehmigen, leicht basenhaltigen Böden der
Fall. Daher gibt es auch den Lebensraumtyp des "Waldmeister-Buchenwaldes" (= Galio odorati-Fagetum, von Galium odoratum (= Waldmeister) und Fagus sylvatica (= Rotbuche)). Sonst
kann man den Waldmeister auch im Schatten unter Hecken und Gebüschen finden. Das macht ihn auch als Bodendecker für schattige Gärten interessant, denn er bildet fleißig Ausläufer und bedeckt -
wenn er sich wohlfühlt - schnell den halben Garten ;-)
Der Waldmeister - auch Wohlriechendes Labkraut genannt - blüht von April bis Juni. Sein typischer Duft entsteht erst, wenn er getrocknet wird. Grund ist der
Wirkstoff Cumarin, der auch für den charakteristischen Heuduft verantwortlich ist. Leider ist Cumarin nicht so ganz ohne: In größeren Dosen kann es Kopfschmerzen, Schwindel und starke Müdigkeit
bewirken, in sehr hohen Dosen kann es zu Atemstillstand und Koma kommen. Daher gilt die Empfehlung, in der Waldmeisterbowle maximal drei Gramm Kraut zu verwenden, um negative Auswirkungen zu
vermeiden. Limonaden und andere Lebensmittel für Kinder dürfen schon länger nicht mehr mit Cumarin versetzt werden.
Trotz allem ist der Waldmeister eine alte Heilpflanze. Seine Inhaltsstoffe wirken entzündungshemmend und krampflösend, beruhigend und schlaffördernd. Er gilt als
Leberkraut, wobei zuviel Waldmeister die Leber auch schädigen kann (wie immer macht auch hier die Dosis das Gift). Daher ist er dem Planeten Jupiter zugeordnet, der auch die Leber regiert.
Aufgrund seines Duftes wird er gern für Duftsträußchen verwendet und ist (natürlich) damit auch wieder eine alte Schutzpflanze, denn: Dämonen meiden alles, was duftet. Nur so für den Hinterkopf
;-)