Dieser kleine Rauschgoldengel gehört ebenfalls zu meinen Lieblingssommerpflanzen: Das Echte Labkraut (Galium verum) sieht nicht nur toll aus, es duftet auch
noch intensiv süßlich. Dieser Duft allein ist schon Sommer pur :-)
Das Echte Labkraut wirkt auf den ersten Blick etwas unübersichtlich. Die langgezogenen, lockeren, duftig wirkenden Blütenstände sind mit vielen winzig kleinen,
goldgelben Blüten übersät. Diese Blütchen haben jeweils vier kleine Kronblätter, die Blütezeit liegt zwischen Ende Mai und September. Da das Labkraut je nach Standort recht groß werden kann und
gerne kreuz und quer durcheinander wächst, kann man oft nur schwer ausmachen, wo die eine Pflanze anfängt und die andere aufhört. Im Ergebnis sieht man erstmal nur einen goldenen Schleier
inmitten der Wiese.
Das Echte Labkraut gehört zu den Rötegewächsen (Rubiaceae). Prominente Vertreter sind zum Beispiel der Waldmeister (Galium odoratum) oder das Klettenlabkraut (Galium aparine), das sich bekanntermaßen gerne überall festklebt. Und genau
wie bei Klettenlabkraut und Waldmeister sind auch beim Echten Labkraut die sechs bis zehn zarten, schmalen, spitz
zulaufenden Laubblätter in sogenannten Quirlen rund um den Stängel angeordnet. Man findet es auf sonnig-warmen, mageren (= nährstoffarmen) Wiesen, die gerne einen etwas kalkhaltigen oder
zumindest basenhaltigen, trockenen bis leicht feuchten Boden haben dürfen, es wächst aber ebenso an Wegrändern, Gräben und auf der Sonnenseite von Hecken und Gebüschen.
Das Echte Labkraut hat eine längere heilkundliche und magische Tradition. Zunächst einmal gehörte es früher wohl zum Kräuterbüschel der germanischen Göttin
Freya. Als Freyas (und später Marias) Pflanze ist das Labkraut ein Schutzkraut der Frauen, weswegen das Bettstroh bei
Geburten auch Labkraut enthielt. Die Pflanze wird daher astrologisch der Venus zugeordnet. Des weiteren wurde das Labkraut in der Volksmedizin bei Blasenentzündung verwendet (die Blase wird übrigens auch von
der Venus regiert), ebenso bei Ödemen und äußerlich bei Wunden und Hautkrankheiten. Dazu soll es neben seinem Duft auch eine beruhigende Wirkung haben.
Wer sich darauf einlässt, kann eventuell an den Orten, wo es wächst, ein gewisses Wohlgefühl spüren. Echtes Labkraut soll gute
Energien anziehen bzw. verbreiten und den Kontakt zur Anderswelt stärken, wenn auch nicht so stark wie die Erzengelwurz. Es wirkt stimmungshebend und macht die Umgebung irgendwie heller.
Jedenfalls ist es wirklich angenehm, an einem Sommertag in der Nähe vom Labkraut zu sein und sich von der Duftwolke einhüllen zu lassen (außer vielleicht es wächst
an der Schnellstraße, wie mein letzter Fund, aber selbst da macht es die Umgebung erträglicher, wenn man mal von den Abgasen und dem Lärm absieht ;-) Seine entspannende, stimmungsaufhellende
Wirkung macht es auch zu einem guten Räucherkraut. Obwohl man es eigentlich gar nicht räuchern muss, die getrocknete Pflanze verbreitet schon so einen angenehmen Duft.
Der Name "Labkraut" bezieht sich auf die Tatsache, dass der Pflanzensaft des Labkrautes Milch zum Gerinnen bringen kann, was für die Käseherstellung genutzt wird.
Grund sind enthaltene Enzyme, die Eiweiß spalten können sowie Gerbsäuren. Ursprünglich bzw. auch heute noch wird bei einigen Käsesorten "Naturlab" genutzt, das aus dem Magen von Kälbern stammt.
Das Labkraut ist da quasi ein voll veganer Ersatz (abgesehen von der verwendeten Milch ;-). Ein bekannter Käse, bei dem Labkraut zum Einsatz kommt, ist der Cheddar. Und ja, deswegen ist er auch
so orangegelb. Der Gattungsname Galium kommt übrigens von griech. gala = Milch. Wo wir gerade beim Übersetzen sind: Die Rötegewächse heißen
so, weil ihre Wurzeln Stoffe rot färben können. Die Labkrautblüten färben gelb.
Unnötig zu erwähnen, dass das Labkraut auch einiges an Insekten anzieht. Im Garten mag die mehrjährige Pflanze einen sonnigen Standort. Ich habs leider nicht im
Garten, weil... genau, zu wenig Sonne. Aber wer ein Plätzchen für das Labkraut übrig hat, hübscht nicht nur seinen Garten auf (Goldrausch!), sondern tut auch etwas für die Insekten und zum Erhalt
der Art. Du wirst es nicht bereuen :-)