Und noch jemand aus der Abteilung Magie und dämonische Pflanzen. Hier kommt das Schwarze Bilsenkraut.
Zunächst mal das Profane: Das Schwarze Bilsenkraut (Hyoscyamus niger) ist eine
einjährige bzw. zweijährige heimische Pflanze. Wie auf dem unteren Foto zu erkennen, hat es weich behaarte Blätter, die ein wenig an Fledermausflügel erinnern. Es gehört zu den
Nachtschattengewächsen (Solanaceae). Solche Blattformen findet man in dieser Familie häufiger, wie zum Beispiel auch beim Stechapfel (Datura stramonium). Und genau wie die
Verwandtschaft ist das Bilsenkraut stark giftig. Seine großen Blüten sind weißlich gelb und haben eine violette Zeichnung. Wie es sich für einjährige Pflanzen gehört, produziert das Bilsenkraut
jede Menge an Samen. Dazu vergrößert und verhärtet sich der Kelch, bei Samenreife platzt er auf und verstreut großzügig die Samen in der Landschaft. Die Spitzen der Kelchblätter sind im Übrigen
ziemlich pieksig. Seine Blütezeit reicht von Juni bis Oktober.
Das Bilsenkraut wächst überall da gut, wo es sonnig und warm ist und wo es ordentlich Stickstoff im Boden gibt. Das ist auch logisch, denn die Giftstoffe der
Nachtschattengewächse, die Alkaloide, sind Stickstoffverbindungen. Man findet das Bilsenkraut vor allem auf Ruderalflächen und Schuttfluren. Leider steht es
deutschlandweit auf der Vorwarnliste und in manchen Bundesländern ist es sogar stark bedroht. Das liegt zum einen daran, dass Ruderalfluren nicht mehr allzu häufig sind. Möglicherweise ist aber
auch ein Grund, dass es als Gift- bzw. Rauschpflanze einen ziemlich miesen Ruf hat - ähnlich wie der Fliegenpilz, der ja auch gerne mal grundlos platt getreten wird.
Und da sind wir auch schon beim Punkt: Das Bilsenkraut hat eine zutiefst magische Geschichte, was seine Verwendung angeht. In geringen (und genau bemessenen!) Dosen
wirkt es berauschend und wurde daher für schamanische Zwecke eingesetzt. Die nordische Göttin Freya soll immer ein paar Bilsenkrautsamen dabei gehabt
haben. Es war auch Bestandteil der Hexenflugsalbe, und das reicht anscheinend schon für eine schlechte Außenwirkung. Dazu kommt noch, dass es früher ins Bier
gemischt wurde, wie zum Beispiel auch Wermut (Artemisia absinthium - Absinth!) oder Sumpfporst (Rhododendron tomentosum). Man hat sich mit dem Bilsen-Bier
anscheinend gerne mal einen auf die Lampe gegossen, was von der Obrigkeit nicht so gerne gesehen wurde. Daher gabs einen Stempel (explicit content) für das
Bilsenkraut, nachdem es aus dem Bier verbannt wurde. Astrologisch gehört es - was auch sonst - zu Neptun und Mond.
Mittlerweile gibt es natürlich auch die Retrobewegung - also Leute, die das Bilsenkraut ganz toll finden (nicht die Pflanze an sich, sondern die Inhaltsstoffe). Aber
Magie und wilde Fete hin oder her, das Bilsenkraut ist bei Einnahme alles andere als gesund. Auch vor dem Räuchern sei gewarnt, denn selbst das Einatmen des Rauchs kann schon gravierende
gesundheitliche Konsequenzen haben. Das Bilsenkraut sollte daher niemals verwendet werden, sonst sieht man womöglich die Alraunen schneller von unten als einem lieb ist. Medizinisch wurde es
früher als narkotisches und krampflösendes Mittel eingesetzt. Heute wird es wegen seiner starken Giftigkeit nur noch homöopathisch verwendet.
Und, was gerne völlig vergessen wird: Das Bilsenkraut ist einfach eine hübsche Pflanze und zieht viele Insekten an. An einem sonnigen Tag tummelt sich auf bzw. in
den Blüten so einiges an Tierchen. Ich finde, das zeigt doch deutlich seine positive Seite ;-)