Artenkenntnis to go: Das Echte Leinkraut

Ein Klappmechanismus für schwere Flieger, Unterstützung für blonde Frauen und gegen den bösen Blick: Das alles zusammen in einer Pflanze, das kann nur eine: Das Echte Leinkraut.

 

Das Echte Leinkraut (Linaria vulgaris) blüht vom Juli bis in den Herbst hinein. Es fällt oft erst beim zweiten Blick auf, da es recht klein und unscheinbar zwishen den Gräsern wächst. Dabei ist es ziemlich unverwechselbar: Seine schwefelgelben Blüten besitzen einen langen, nach unten hängenden Sporn, die "Unterlippe" der Blüte hat einen orangenen Fleck. Die schmalen Blätter des Leinkrauts sind lineal-lanzettlich und graugrün. Sie haben der Gattung Linaria ihren Namen eingebracht, denn sie haben Ähnlichkeit mit den Blättern des Leins (Linum usitatissimum). Insgesamt erinnert das Leinkraut etwas an ein Löwenmäulchen (Antirrhinum) und wird auch manchmal so genannt. Immerhin teilt es mit den Löwenmäulchen die gleiche Familie (Wegerichgewächse, Plantaginaceae). Die Blüte des Leinkrauts gehört zu den sogenannten Maskenblüten, d. h. sie öffnet sich erst, wenn ein Insekt auf der Unterlippe Platz nimmt (und das entsprechende Gewicht mitbringt). Außerdem braucht die kleine Wuchtbrumme einen langen Rüssel, um an den Nektar zu kommen. Allerdings gibt es ja immer welche (mit zu kurzem Rüssel), die als Abkürzung einfach von der Seite ein Loch in die Blüte knabbern. Sowas nennt man dann Nektarklau (= futtern ohne zu bestäuben).

 

Das Leinkraut wird in der Regel bis zu 40 cm hoch und wächst bevorzugt an sonnigen und sandigen bis steinigen Plätzen. Gerne genommen sind nach Süden ausgerichtete Böschungen, die im Sommer so richtig schön durchwärmen, aber auch Wegränder, Schotter- und Brachflächen. Es war früher mal Küstenbewohner (daher der Hang zu Sonne und Sand), hat sich aber im Laufe der Zeit dem Menschen angeschlossen, bzw. die von ihm geschaffenen, offenen Habitate besiedelt.

 

Es ist aber nicht nur ein treuer Kulturfolger, es hat auch heilende Wirkung. Früher wurde es als Mittel bei Ödemen verwendet, ebenso bei Hautproblemen und schlecht heilenden Wunden. Es galt außerdem als Heilpflanze für Leber, Niere und Blase. Nebenbei wurde es zum Blondfärben benutzt, daher sein Name "Frauenflachs". Blond galt als göttliche Haarfarbe, weil es mit Gold assoziiert wurde. Aus magischer Sicht gehört das Leinkraut zu den sogenannten Berufkräutern. Das bedeutet nicht, dass man es von Berufs wegen nutzt (es sei denn man ist hauptberuflich als Exorzist tätig), sondern dass es gegen Flüche wirkt. Wenn jemand "berufen" worden war (also verflucht war) oder einfach einen miesen Tag hatte, kam das Leinkraut zum Einsatz, in der Regel als Badezusatz, aber auch als Tee oder Räucherung. Es soll als Schutz und Abstandhalter auch vorbeugend wirken, wenn man also schon weiß, dass man es in der nächsten Zeit mit eher anstrengenden Gestalten zu tun bekommt, auf die man gerne verzichten würde. Ähnlich funktioniert das Leinkraut übrigens auch mit nervenden Insekten. Astrologisch gehört es zur Sonne.

 

Das Echte Leinkraut ist aber auch eine wertvolle heimische Pflanze, deren Blüten nicht nur für Wildbienen und Tagfalter eine gute Nahrungsquelle bieten, sondern auch von verschiedene Raupenarten als Futterpflanze genutzt werden. Man kann es selbst aussäen, braucht aber etwas Fingerspitzengefühl, da es ein Licht- und auch ein Kaltkeimer ist. Leichter ist die Ansiedlung als Pflanze. Da es sich durch Ausläufer fleißig verbreitet, kann es, wenn es sich wohl fühlt und genug Platz bekommt, einen hübschen Blütenteppich bilden.

Wichtig! Bitte beachten!

 

Ich bin weder Ärztin noch Heilpraktikerin noch Apothekerin. Die in einigen Artikeln beschriebenen Wirkungen von Pflanzen haben lediglich informativen Charakter und beruhen auf dem Wissen aus meiner akademischen Ausbildung als Botanikerin sowie auf eigenen Erfahrungen. Alle Angaben wurden nach bestem Wissen und Gewissen gemacht. Ich übernehme keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben. Es wird ebenso keine Haftung für eventuelle Schäden durch die unsachgemäße Verwendung von Pflanzen und deren Zubereitungen übernommen.

 

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